Bleistiftgraues Nashorn und bunte Veitskirche

NEHREN. Will sich ein unzufriedener Bürger in den nächsten Wochen mit einer Beschwerde an das Nehrener Rathaus wenden, muss er sich auf Entkräftigungen der besonderen Art gefasst machen: Schon vor dem Betreten des ersten Stockwerks empfangen den Besucher faszinierende Kunstwerke mit den unterschiedlichsten Motiven, Farben und Größen. Die in zarten Aquarelltönen gezeichneten historischen Gebäude der Gemeinde strahlen Ruhe und Geborgenheit aus, bunte Blumen und Äpfel in leuchtenden Farben lassen den gerade noch von Stress und Ärger verzerrten Blick weich werden.

So oder zumindest ähnlich stellt es sich jedenfalls Egon Betz vor, der die Ausstellung »Schritte zur Kunst« am Sonntagmorgen im Rathaus eröffnete. »Wir erreichen damit auch Menschen, die sonst keinen solchen Zugang zur Kunst haben«, so der Bürgermeister. Erstellt wurden die insgesamt 36 Werke von fünf Mitgliedern der Kunstgruppe des Vereins Nehren Aktiv, welche vor einigen Jahren von Joachim Aßmann ins Leben gerufen wurde. Was im Sommer 2015 als die von dem Künstler geleitete Aktion »Zeichnen im Freien« begann, entwickelte sich schnell zu einem wöchentlichen Treffen, bei dem der Kreativität freien Lauf gelassen werden kann.

Die Ausstellung im Nehrener Rathaus ist für die Vereinsgruppe nun die erste Gelegenheit, ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren: Vom bleistiftgrauen Nashorn in einer Zeichnung von Rolf Jäger bis zur Dresdner Frauenkirche – ein Mischtechnik-Gemälde von Karolin Kasperzack – können hier verschiedenste Werke und Zeichenstile bestaunt werden. »Es ist teilweise erkennbar, dass in den letzten Jahren ein Entwicklungsprozess stattgefunden hat«, erklärte Rolf Breining zu Beginn der Vernissage. Für viele gebe der Kontakt zu Künstler Aßmann neue Ideen und Anreize zur Verbesserung der eigenen Technik, so der zweite Vorsitzende des Vereins Nehren Aktiv.

Heimatbezogen

Nach der offiziellen Eröffnung der Schau mit musikalischer Umrahmung durch Querflötenstücken der Schülerinnen Laura Rummel und Johanna Siemeister gab es für die Besucher schließlich die Möglichkeit, die präsentierten Werke gemeinsam mit den Künstlern zu besichtigen. Vor allem vor dem Aquarellgemälde von Maria Digel, auf dem die Nehrener Veitskirche zu sehen ist, verweilten einige Betrachter: »Hier zeigt sich die Heimatbezogenheit«, erklärte Breining lächelnd. Bis Ende Juni sind die Werke in den Gängen des Rathauses ausgestellt. (alj)